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Rebecca Louise Law: Blütenkelch, 2023, produziert im Auftrag der Kunsthalle der HypoKulturstiftung München © Rebecca Louise Law / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Flowers Forever! Bucerius Kunst Forum präsentiert die Kunst- und Kulturgeschichte der Blume

Dass Blumen auch Teil von Machtdemonstrationen sein können, illustriert das Bild „Pyongyang I“ von Andreas Gursky. Die Fotografie zeigt, wie bei einem Festival zu Ehren des ehemaligen Parteiführers Kim Il-sung über 100.000 Menschen die Geschichte Nordkoreas mittels Massentänzen aufführen. Die Blumen im Hintergrund sind nicht etwa auf eine Leinwand gemalt, sondern das Ergebnis zehntausender Mitwirkender, die aus einzelnen farbigen Pappkarten riesige Bilder nachstellen.

In anderen Kontexten hingegen stand die Blume häufig für Widerstand und friedlichen Protest – so etwa bei der Nelkenrevolution in Portugal oder den Protesten gegen den Vietnamkrieg. Und das sind nur zwei von unzähligen Bedeutungen, die der Blume im Laufe der Jahrtausende zugeschrieben wurden.

Mit „Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur“ präsentiert das Bucerius Kunst Forum ab dem 12. Oktober eine aufwendig inszenierte Ausstellung durch die Kunst- und Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute. Dabei wird die bedeutende Rolle der Blume in Kultur, Mythologie, Religion, Politik, Ökonomie und Ökologie behandelt.

Die Menschen schreiben den Blumen immer wieder neue Bedeutungen zu

Die Schau zeigt Werke aus internationalen Sammlungen sowie eigens für die Ausstellung entwickelte Installationen. Neben Gursky sind unter anderem folgende Künstler:innen vertreten: Ai Weiwei, Hannah Höch, Kapwani Kiwanga, Walid Raad und Kehinde Wiley.

Durch die Zusammenstellung interdisziplinärer und internationaler Exponate wird die facettenreiche Geschichte der Blume auf verschiedenen Sinnesebenen für die Besuchenden erlebbar. Die gattungs- und zeitübergreifende Präsentation verdeutlicht die teils unterschiedlichen, teils sich ähnelnden Interpretationen von Blumen über Epochen und geografische Grenzen hinweg. Denn ob in Politik oder Kultur, in Mythologie oder Religion: Die Sinnbilder wandeln sich regional und über die Jahrhunderte fortwährend, indem die Menschen den Blumen immer wieder neue Bedeutungen zuschreiben.

Vom Statussymbol zum Massenprodukt: Blumen als Teil ökonomischer Systeme

Dass Blumen nicht nur als Symbolbild fungieren, zeigt ihr Stellenwert als Produkt auf dem heutigen Markt. In vergangenen Jahrhunderten waren Blumen begehrte Statussymbole, heute werden sie als Massenprodukt global gehandelt. So rückt die Blume aktuell als ebenso fragiler wie unverzichtbarer Bestandteil der weltweiten ökologischen und ökonomischen Systeme in den Fokus. Die Ausstellung versammelt künstlerische Positionen, die sich mit dieser Entwicklung auseinandersetzen.

Darunter der flämische Maler Jan Brueghel der Jüngere, den das Konsumverhalten der Menschen bereits im 17. Jahrhundert zu einem Kunstwerk anregte. In seiner „Satire auf die Tulpenmanie“ amüsierte sich Brueghel über den damals in den Niederlanden grassierenden „Tulpenwahn“.

Mit dem Verhältnis von Mensch und Natur in der heutigen Zeit beschäftigt sich u. a. die britische Künstlerin Rebecca Louise Law.  Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht für Law nicht nur der bewusste und nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen, sondern auch die Vernetzung von Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten. In der eigens für das Bucerius Kunst Forum angefertigten raumgreifende Skulptur „Calyx“ lässt sie Besucher:innen im Rahmen der Ausstellung in ein Blütenmeer eintauchen.

Pflanz-Workshops, Poetry-Slams und weitere Events: Veranstaltungen zur Ausstellung

Wie jede Ausstellung des von uns als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gegründeten Ausstellungshauses wird auch diese Werkschau im Bucerius Kunst Forum von einem reichhaltigen Veranstaltungsprogramm begleitet. So lädt das Haus bei „Wort trifft Kunst. Poetry ohne Slam“ zusammen mit Kampf der Künste am 13. November drei der besten Poetry Slamer:innen des Landes ins Haus ein, die sich von der Ausstellung inspirieren lassen, kunsthistorische Perspektiven hinterfragen und frische, gewitzte und kritische Interpretationen darbieten. Beim Künstler:innengespräch „Kunst und Talk: Blumen in der Erinnerungskultur“ diskutieren am 2. Dezember Miron Schmückle, Künstler, und Anita Engels, Vorstand Hilldegarden e.V., über die Rolle von Blumen und Pflanzen als Trägerinnen von Erinnerung und Identität. Die bewährte Reihe „Kunst im Kontext“ lädt Dominik Begerow, Biologe und Direktor des Loki-Schmidt-Gartens, und Gioia Königsmark, Gründerin Lichtermeer Bestattungen, ein. Gemeinsam mit Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums, sprechen sie am 27. November über die zeremonielle und botanische Bedeutung der Blume. Auch für ein Workshopformat kooperiert das Bucerius Kunst Forum mit Expert:innen: Die Floristin Lisa Meinen von Pflanz Kafka schafft gemeinsam mit Teilnehmenden am 24. November moderne Blumenarrangements.

Und auch wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS sind mit drei Veranstaltungsreihen im Auditorium des Bucerius Kunst Forums vertreten: Beim „Literarischen Abend von und mit Hanjo Kesting“ geht Kesting am 16. Oktober der Gedichtsammlung „Blumen des Bösen“ von Charles Baudelaire auf den Grund und stellt das Werk darüber hinaus in Zusammenhang mit Alphonse Karrs „Reise um meinen Garten“. Am 8. Januar 2025 befasst sich Kesting mit Theodor Lessings Gedanken zu Blumen und Pflanzen und stellt den heute zu Unrecht wenig bekannten Schriftsteller und Philosophen vor. In der Reihe „Literatur zur Lage geht NDR Kultur Redakteur Jan Ehlert am 28. November mit dem Schriftsteller Moritz Rinke der Frage nach, wie sich Schrifsteller:innen von sportlichen Großereignissen inspirieren lassen. Und am 16. Januar 2025 diskutiert Ehlert mit der Autorin Mithu Sanyal darüber, wie Schriftsteller:innen über die Auswirkungen des Kolonialismus berichten. Beim „HörSalon“ am 26. November spricht der Moderator Alexander Solloch mit der Astrophysikerin Sibylle Anderl und Autor Raoul Schrott über die Faszination der Sternehimmel.

Im Bucerius Kunst Forum wird die Werkschau vom 12. Oktober 2024 bis zum 19. Januar 2025 zu sehen sein. Die Ausstellung besticht durch ihren niedrigschwelligen Zugang zur Kunst und lädt das Publikum ein, interaktiv teilzunehmen: Bei dem Projekt „Blumenvielfalt“ werden Besuchende eingeladen, Teil eines gemeinsamen Kunstwerks zu werden: Während der Ausstellung blüht im Foyer eine bunte Blumenwiese aus Origami auf.

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