„Es gibt keine freie Gesellschaft ohne freie Presse.“ Und: „Wir brauchen einander als Menschen.“ Diese Worte „eröffneten“ die Hamburger Woche der Pressefreiheit 2024 – und begleiteten sie die gesamte Woche vom 13. bis 18. Oktober 2024. Gesprochen haben diese Sätze zwei Gäst:innen zum Auftakt der sechstägigen Aktionswoche: Der Journalist Clayton Weimers, US-Direktor bei Reporter ohne Grenzen, plädierte beim Senatsempfang im Hamburger Rathaus für unabhängige Berichterstattung als Bedingung einer freien Gesellschaft und Gegengewicht zu Propaganda. Die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh hob in der NDR-Live-Sendung u. a. die Bedeutung von positiver Motivation für ein Miteinander auch in multiplen Krisen hervor.
Damit haben die beiden Medienschaffenden ein Zeichen in der Aktionswoche gesetzt, die wir, die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, gemeinsam mit der Körber-Stiftung als Initiator:innen nun zum zweiten Mal auf den Weg gebracht haben. Pressefreiheit steht als grundlegende Säule einer funktionierenden Demokratie und als Bindeglied zwischen Menschen im Zentrum der Projektwoche, die in ihrer diesjährigen Auflage ein noch größeres und facettenreiches Programm nach Hamburg gebracht hat.
Über 30 starke Partner:innen brachten rund 30 Veranstaltungen in die Stadt
Dabei haben uns über 30 starke Partner:innen unterstützt – unter ihnen große Medienhäuser, kleine Vereine, Redaktionen, Museen, NGOs, freie Journalist:innen und weitere Expert:innen in und um Hamburg; die gesamte Liste finden Sie hier. In rund 30 Veranstaltungen haben sie Interessierten die vielen Dimensionen von Pressefreiheit nähergebracht und eingeladen zu u. a. Live-Talks und Podcast-Aufnahmen, Workshops, Newscamps, (interaktiven) Ausstellungen, Gesprächen, Pop-up-Redaktionen für Bürger:innen, Führungen durch Redaktionen und Studios, Mitmach-Tagen für Zuschauer:innen, Networking-Events oder Lesungen und Konzerten.
Berichte von Georgien bis Gaza: Pressefreiheit im lokalen und internationalen Kontext
Auch wir Stiftungen haben das Veranstaltungsprogramm mit persönlichen Highlight-Events vervollständigt. So begrüßten wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS mit Moderator Aimen Abdulaziz-Said zur „Free Media Lecture“ die diesjährige Free-Media-Award-Gewinnerin Nastasia Arabuli aus Georgien und die in Italien lebende Autorin und Journalistin Petra Reski. In Kurzvorträgen und im Gespräch mit Abdulaziz-Said berichteten die Journalistinnen von persönlichen Einschränkungen in ihrer Berichterstattung und schilderten die Lage von Medienschaffenden in Georgien und Italien. Beim ausverkauften Live-Podcast „Das Politikteil“ berichtete Yassin Musharbash, Nahostexperte und stellv. Leiter des Investigativteams von ZEIT und ZEIT ONLINE, zum Thema „Blackbox Gaza“ über Journalismus in Zeiten des Krieges, insbesondere in Nahost. Die Körber-Stiftung veranstaltete im Rahmen der Hamburger Woche der Pressefreiheit das alljährliche Exile Media Forum, eine der größten Konferenzen in Deutschland für Exiljournalist:innen. Hier wurden nach einer Key Note von Aye Chan Naing, Mitbegründer und Chefredakteur der Democratic Voice of Burma, methodische Ansätze und Lösungen sowie innovative Finanzierungs- und Distributionsmodelle für Exilmedien diskutiert.
Interaktiv für die Freiheit: Ausstellungen, Führungen und Mitmach-Tage im Programm
Neben Vorträgen, Panels und Foren hatte die Aktionswoche auch interaktive Formate für verschiedene Ziel- und Altersgruppen parat. Im Einkaufszentrum Hamburger Meile konnten Besucher:innen in unserem interaktiven Aktionslabor ihren Umgang mit Nachrichten und Desinformation zu testen. Beim gemeinsamen Newscamp von Journalismus macht Schule und UseTheNews kamen auf dem Campus vom Bürger:innensender TIDE Schulklassen zusammen: Hier präsentierten Journalist:innen von u. a. funk, Salon5/Correctiv, stern, Spiegel und RTL Nord, wie sie investigativen Journalismus produzieren und welchen Einfluss Social Media auf die Berichterstattung hat. Bei RTL Nord, im Landesstudio Hamburg vom ZDF oder in der Redaktion von DER SPIEGEL konnten Schüler:innen und Erwachsene das ganz konkret erleben: Bei Studio- und Redaktionsführungen oder beim Zuschauer:innentag hatten Besucher:innen unter anderem die Möglichkeit, eigene Interviews mit zum Beispiel Bürgermeister Peter Tschentscher zu führen, hinter den Newsdesk zu schauen oder eigene Beiträge zu drehen und zu schneiden.
Stadt-Content holt Pressefreiheit auf bis zu 7.500 Screens in Hamburg
Die vielen Events und Formate wurden begleitet von stadtumfassendem Content auf den Flächen von Ströer. Auf bis zu 7.500 Flächen waren Motive und Videos zum Motto „#MehrVerstehen“ zu sehen, in denen sich viele unserer Partner:innen-Organisationen mit persönlichen Botschaften zur Pressefreiheit äußerten, darunter die Neuen Deutschen Medienmacher:innen, dpa, Netzwerk Recherche oder die Bücherhallen Hamburg. Damit hat unser Aktionsbündnis die Aufmerksamkeit für Pressefreiheit auf digitalen Flächen, zugleich aber auch im „analogen“ Stadtraum übersetzt. Denn das ist langfristig eine der größten Herausforderungen für Diskussionen von Pressefreiheit bis Demokratie: Menschen dort zu erreichen, wo ihre Berührungspunkte mit Journalismus gleichermaßen wie mit Desinformationen liegen. „Diejenigen zu bestärken, die ohnehin schon überzeugt sind, reicht nicht aus“, schrieb unser Vorstandsvorsitzender Manuel Hartung dazu auf LinkedIn, „,Raus, raus, raus!‘ heißt die Devise. Das fand [in diesem Jahr] schon an vielen Stellen statt, in Schulen, Kneipen, Bibliotheken.“
Der Einsatz für freie Presse und Journalist:innen, die uneingeschränkt arbeiten können, geht für uns nahtlos weiter. So arbeiten wir auch in weiteren Einzelprojekten an der Verteidigung von Pressefreiheit, geben mit dem Aktionslabor an neuen Standorten Orientierung und schaffen in zukünftigen Events Freiräume für den offenen und auch mal unbequemen Austausch zu Pressefreiheit – und freuen uns, wenn Sie dabei sind.